Am 29. März 2021 führte das Projekt SuMo-Rhine einen partizipativen Online-Workshop zum Thema “Wie kann nachhaltige Mobilität in der Rheinmetropole Straßburg gestaltet werden?” durch. Der Workshop wurde vom AMUP/IMM-Forschungsteam der École Nationale Supérieure d’Architecture de Strasbourg (ENSAS) unter der Leitung von Andreea Grigorovschi organisiert. Ebenfalls beteiligt waren das Laboratoire Image Ville Environnement (LIVE) der Universität Straßburg und das CNRS.
Der Workshop war in zwei thematische Teile gegliedert. Der erste Teil konzentrierte sich auf die Kartierung und Bewertung der bestehenden Mobilitätsbedingungen, während der zweite, eher zukunftsorientierte Teil explorative Mobilitätsszenarien und deren Modellierung diskutierte.
Zur Einführung erläuterte Andreea Grigorovschi (ENSAS) den Inhalt und die Erwartungen an den Workshop und stellte das SuMo-Rhine-Projekt, seine Ziele und Organisation vor. Der Schwerpunkt des Workshops sollte dabei vor allem auf der Diskussion des Indikatorensystems und dessen Anwendungen liegen – der Analyse bestehender Mobilitätssysteme und der Bewertung zukünftiger Mobilitätsszenarien.
Marie Fruiquière (ENSAS) präsentierte das erste Thema mit dem Titel “Der SuMo-Atlas: Kartierung bestehender Mobilitätsbedingungen auf Basis der ersten Ergebnisse des Indikatorensystems“. Die Workshop-TeilnehmerInnen hatten die Gelegenheit, die ersten Visualisierungen der Bewertungen für die Städte am Rhein (Karten und Grafiken mit mehreren Maßstäben) anhand der SuMo-Indikatoren und Sub-Indikatoren zu sehen, die erst eine Woche vor dem Workshop berechnet wurden. Marie Fruiquière konnte auch die Arbeit zeigen, die notwendig ist, um die Berechnung der Indikatoren zu kalibrieren. An die Präsentation schloss sich eine Diskussion an, die es den Teilnehmenden und dem SuMo-Rhine-Team ermöglichte, sich über die Vorteile und Herausforderungen der Indikatorenberechnung und des Kartierungsansatzes auszutauschen.
Nach einer kurzen Pause, beschäftigte sich der zweite Teil des Workshops mit der Entwicklung und Modellierung von explorativen Mobilitätsszenarien für die Eurometropole Straßburg. Paul Salze (LIVE – UNISTRA / CNRS) präsentierte das Multi-Agenten-Modell, das die Bewegung von Menschen in einem Gebiet simuliert. Das Modell sagt für jedes Individuum die Wahl des Verkehrsmittels und dessen Routen voraus. Damit ist es möglich, Mobilitäts- und Entwicklungsszenarien zu analysieren, um deren Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten der Bewohner zu simulieren und anschließend die jeweiligen Auswirkungen anhand von Nachhaltigkeitsindikatoren zu bestimmen.
Anschließend präsentierten Marie Fruiquière und Jeremy Hawkins (ENSAS) zwei Entwicklungsszenarien für die Rheinmetropole Straßburg. Die Szenarien helfen dabei, das Indikatorensystem als Entscheidungshilfe und als Unterstützung bei der Bewertung lokaler politischer Visionen in Bezug auf die Nachhaltigkeit der Mobilität zu testen. Die beiden Entwicklungsszenarien entwickeln zwei unterschiedliche Visionen für das Jahr 2030. Das erste Szenario orientiert sich an einer sanften Mobilität (“Low impact mobility scenario”) und basiert auf einer Veränderung von Verhaltensweisen, Werten und Lebensstilen, die eine Rückbesinnung auf das Regionale begünstigt und eine relativ geringe Investition erfordert. Das zweite Szenario folgt eher einer Optimierungs- und Innovationslogik und berücksichtigt insbesondere die Stärkung des öffentlichen Verkehrs und ein aktives Mobilitätsverhalten, das eine hohe Mobilitätseffizienz erreichen möchte (“High performance mobility scenario”). Abschließend erläuterte Andreea Grigorovschi die Verbindung zwischen den Szenarien, dem Indikatorensystem und dem Multi-Agenten-Modell sowie die Art der zu erwartenden Ergebnisse. Die Szenarien werden dabei einer doppelten Bewertung unterzogen: Einerseits durch die GIS-Parametrisierung und die Berechnung von Indikatoren, die die vorgestellten Mobilitätssysteme direkt qualifizieren (Begehbarkeit, öffentliche Verkehrsmittel usw.); und andererseits durch das von LIVE/CNRS entwickelte Multi-Agenten-Modell, das die Berechnung von Änderungen im Verhalten von Individuen sowie von Indikatoren der Nachhaltigkeit (Verschmutzung, Emissionen usw.) ermöglicht. So können die beiden Entwicklungsszenarien miteinander, aber auch mit dem bestehenden Mobilitätssystem verglichen werden. Die Diskussion, die sich an die Präsentation der Szenarien anschloss machte deutlich, dass das Indikatorensystem neue Perspektiven für die zukünftige Mobilitätsentwicklung liefern kann.
Der Workshop bot dem SuMo-Team nicht nur die Möglichkeit, die im Projekt geleistete Arbeit zu präsentieren, sondern auch einen Schritt von der Arbeit zurückzutreten und mit den Teilnehmern die Vor- und Nachteile des Indikatorensystems zu diskutieren.
Wir danken allen TeilnehmerInnen für die Teilnahme an diesem Workshop.
Übrigens: Basierend auf den Ergebnissen des SuMo-Projekts und dieses Workshops bereitet das ENSAS-Team eine Broschüre vor, die das Indikatorensystem und die beiden mit den Teilnehmenden diskutierten Anwendungen erklärt. Sie wird demnächst auf der Projektwebsite veröffentlicht und an alle Projektpartner verschickt.